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Polykrise
Wie dir das Konzept hilft, komplexe Krisen zu managen.
Hi und willkommen zu Krisentipps!
Du bist die Person, die als erstes angerufen wird, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist? Dann bist du hier genau richtig. Du tust alles dafür, dass das Kind gar nicht erst in die Nähe des Brunnens kommt und falls doch, hast du drei Sicherheitsnetze gespannt? Dann bist du ebenfalls genau richtig.
Für alle anderen sind diese zwei Szenarien schon mal ein Blick in die eigene Zukunft, wenn ihr den Newsletter regelmäßig lest.
Heute geht’s los mit einem Buzzword, das gerade die Runde macht: Polykrise.
Ich höre das Wort jedenfalls immer öfter - oft auch synonym mit dem Begriff “Dauerkrise”. Passt eigentlich nicht so ganz; aber von vorne.
Was ist überhaupt eine Polykrise? Wörtlich lässt sich der Begriff in “viele Krisen” übersetzen (und nicht dauerhafte Krisen!). Im übertragenen Sinne beschreibt die Polykrise eine Situation, in der mehrere Krisen gleichzeitig oder in ganz kurzer Abfolge aufeinander auftreten.
Eine Polykrise ist damit keine einfach Ansammlung von Problemen, die man nacheinander abarbeiten kann. Vielmehr verstärken sich die Krisen gegenseitig und schaffen ein dynamisches, oft chaotisches Umfeld. Das bedeutet: Einfache Lösungen reichen in der Regel nicht aus.
Jetzt fragst du dich vielleicht: Ist dann nicht eigentlich jede Krise eine Polykrise?!
Meine Antwort: Jein. Nein, es gibt Krisensituation, die relativ isoliert betrachtet werden können - das sind meist jedoch kleinere Fälle in einzelnen Organisationen. Und ja, ab einem bestimmten Eskalationslevel sind Krisen sehr komplex und führen zu weiteren Krisen.
Gerade gesamtgesellschaftlich gibt es natürlich oft Zusammenhänge - wie wirtschaftliche, geopolitische und klimatische Bedrohungen - die zu einem besonders herausfordernden Risikoumfeld für Organisationen aller Art werden.
Meine Beobachtung ist außerdem, dass sich Krisen insgesamt immer stärker in Richtung Polykrise entwickeln. Die zunehmende Vernetzung aller Bereiche führt dazu, dass eine Krise in einem dieser Bereiche oder Sektoren unweigerlich auch Krisen in Anderen nach sich zieht.
Wie umgehen mit der Polykrise?
Okay, eines hätten wir also geklärt: Polykrise ist mehr als nur das nächste Bullshit-Buzzword. Jetzt stellt sich aber natürlich die Frage, wie sich das Krisenmanagement an diese Entwicklung anpassen sollte.
Wer sich überhaupt mit Krisenmanagement in der eigenen Organisation beschäftigt, hat schon einmal den ersten Schritt getan. Dennoch ist das Krisenmanagement heute immer noch oft ein abgekapselter Bereich oder Aufgabe einzelner Abteilungen wie der Cybersicherheit oder der Kommunikation. Um Polykrisen künftig noch besser begegnen zu können, sind daher einige Schritte ratsam:
#1 Silos abbauen
Die Polykrise betrifft in Organisationen häufig mehrere Bereiche gleichzeitig – vergleichbar mit vielen kleinen Bränden, die zusammen einen Großbrand ergeben. Um die Auswirkungen umfassend einschätzen und die Situation ganzheitlich angehen zu können, ist eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit unerlässlich. Noch immer agieren viele Abteilungen isoliert und verfolgen ihre eigenen Ziele. Doch gebündelte Kräfte sind weitaus effektiver. Das gilt übrigens schon bei der Krisenvorbereitung, sodass Verantwortliche die Zusammenhänge verstehen und ein Bewusstsein sowie Verständnis für andere Bereiche und Krisenthemen entwickeln.
#2 Wechselwirkungen identifizieren
In der Polykrise ist es essentiell, die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Krisen zu verstehen. Eine gute Methode hierfür ist die Nutzung von Kausaldiagrammen. Diese helfen dabei, die verschiedenen Faktoren und ihre gegenseitigen Einflüsse visuell darzustellen. Tools wie Miro oder Lucidchart können hier in der Vorbereitung helfen.
#3 Erkenne die Zeichen
Gerade Polykrisen kündigen sich oft an und tauchen nicht einfach als Schwarze Schwäne auf. Stelle sicher, dass du frühe Warnzeichen nicht einfach ignorierst. Wichtig ist hier auch, Meldungen oder Anzeichen aus unterschiedlichen Bereichen zu kombinieren, um ein ganzheitliches Bild zu erhalten. Hier hilft eine starke Risiko-Kultur: Sind Mitarbeitende sensibilisiert und wissen, was bei aufkommenden Issues zu tun ist, können komplexe Krisen früher erkannt und besser gemanaged werden.

#4 Priorisieren, Priorisieren, Priorisieren
In einer Polykrise ist es wichtig, Prioritäten zu setzen. Das klingt einfach, ist es aber meist nicht. Jede Krise scheint dringend und wichtig, aber nicht jede hat die gleiche Auswirkung auf das Gesamtsystem. Hierbei helfen Fragen u.a. nach Impact und Handhabbarkeit der Situation.
#5 Flexibel bleiben
Pläne sind in der Krise goldwert. Flexibilität ebenfalls. Gerade in hochkomplexen und dynamischen Situationen wie Polykrisen, solltet ihr als Team und Organisation in der Lage sein, euch schnell an Veränderungen anzupassen.
Das war’s für diese Ausgabe von Krisentipps.
Ich hoffe, du konntest einige nützliche Anregungen mitnehmen. Bis zur nächsten Ausgabe, pass gut auf dich auf und bleib sicher!
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