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Resilienz messen und steigern mit dem 4R-Modell

Hi und willkommen zu Krisentipps!

Resilienz ist das Schlagwort der Stunde für viele Organisationen. Kein Wunder, denn wer resilient ist, übersteht Krisen besser (#NoBrainer). Aber wie können wir eigentlich feststellen, wie widerstandsfähig unsere Organisation ist? Und wie können wir gezielt unsere Resilienz steigern? Hier kommt das 4R-Modell ins Spiel.

Was ist das 4R-Modell der Resilienz?

Das 4R-Modell von Michel Bruneau und Andrei Reinhorn bietet eine gute Orientierung, um die Resilienz einer Organisation zu messen und zu verbessern. Ursprünglich im Kontext von Erdbeben entwickelt, lässt es sich auf viele Arten von Systemen (wie z.B. Unternehmen) anwenden und umfasst vier Hauptkomponenten, die als die „4 Rs“ bekannt sind: Robustness, Redundancy, Resourcefulness und Rapidity.

Was bedeutet Resilienz im Kontext des 4R-Modells?

Bevor wir uns anschauen, wie Resilienz gemessen wird, müssen wir den Begriff erst einmal definieren. Im 4R-Modell wird die Resilienz von Systemen (wie z.B. Organisationen) anhand von drei Ergebnissen definiert:

  • reduzierte Ausfallwahrscheinlichkeit/ Krisenanfälligkeit

  • verminderte Folgen eines Ausfalls (z.B. in Bezug auf Menschenleben, Schäden und negative wirtschaftliche und soziale Auswirkungen)

  • kürzere Zeit bis zur Wiederherstellung (um das System auf sein normales Funktionsniveau zurückzubringen)

Wofür stehen die 4 Rs der organisationalen Resilienz?

Nach der Definition können wir uns jetzt an die Resilienzfaktoren des Modells machen. Sie bieten eine strukturierte Methode, um die Widerstandsfähigkeit von Organisationen in verschiedenen Krisensituationen zu bewerten und zu stärken.

Robustness

Robustheit (Robustness) bezieht sich auf die Fähigkeit eines Unternehmens, Störungen, Stress oder Krisen zu überstehen, ohne die eigene Funktionalität zu verlieren. Unternehmen sollten in der Lage sein, ihre Kernfunktionen und -prozesse auch unter schwierigen Bedingungen aufrechtzuerhalten. Dazu gehören eine solide finanzielle Basis, stabile Lieferketten und bestehende Sicherheitsmaßnahmen. Auch definierte Strukturen und Prozesse für den Krisenfall sowie ein gut vorbereitetes Team tragen zur Robustheit bei.

Redundancy

Redundanz (Redundancy) beschreibt die Verfügbarkeit von alternativen Wegen, die die Funktionalität eines Systems aufrechterhalten können, wenn einzelne Teile ausfallen. Für Unternehmen heißt das z.B. das Vorhandensein von zusätzlichen Ressourcen, Teams oder Systemen, die im Falle eines Ausfalls einspringen können. Diese “Reservekapazitäten” stellen sicher, dass die Organisation trotz Ausfällen weiterlaufen kann. Redundanzen können in verschiedenen Bereichen aufgebaut werden, z.B. durch eine Zweit- und Drittbesetzung des Krisenstabs oder technische Redundanzen, z.B. im Falle eines Stromfalls oder Hackerangriffs.

Resourcefulness

In der Krise kommt es auf Kreativität, Agilität und Anpassungsfähigkeit an. Der Einfallsreichtum (Resourcefulness) einer Organisation zielt im 4R-Modell genau darauf ab: Die Fähigkeit, auf unerwartete Ereignisse zu reagieren und vorhandene Ressourcen effektiv und kreativ zu nutzen. Dazu gehört es auch, Probleme schnell zu identifizieren und mit innovativen Lösungen auf diese zu reagieren. Eine gute Basis hierfür bilden eine flexible Organisationsstruktur, gut ausgebildete Mitarbeiter oder eine lösungsorientierte “Kultur der Innovation”.

Rapidity

Die Schnelligkeit (Rapidity) ist in jeder krisenhaften Situation ein entscheidender Erfolgsfaktor. Denn: Die Fähigkeit, schnell in den Krisenmodus zu kommen, Ziele festzulegen und zu priorisieren, trägt deutlich zur Schadensbegrenzung bei. Insbesondere in unserer digitalen Welt wird eine hohe Geschwindigkeit im Krisenmanagement und vor allem in der Krisenkommunikation immer wichtiger. Sie kann durch schnelle Entscheidungsprozesse, effiziente Kommunikationskanäle und gut geplante Notfallmaßnahmen erreicht werden. Im 4R-Modell beschreibt Rapidity zudem die Fähigkeit, sich schnell von einer Krise zu erholen und die normale Funktionalität der Organisation wiederherzustellen.

Alle Faktoren des 4R-Modells kurz zusammengefasst

Resilienzfaktor

Beschreibung

Beispielhafte Bewertungskriterien

Robustness

Fähigkeit eines Unternehmens, Belastungen und Krisen ohne wesentliche Einbußen in den Kernfunktionen zu überstehen

Vorhandensein und Aktualität von Krisenplänen

Stabilität der Lieferketten

Widerstandsfähigkeit der IT-Systeme gegenüber Cyberangriffen

Finanzielle Reserven zur Abfederung von Krisenzeiten

Redundancy

Vorhandensein von alternativen Ressourcen, Prozessen oder Systemen, die bei einem Ausfall die Funktion übernehmen können

Vorhandensein von Backup-Servern und IT-Systemen

Anzahl und Verfügbarkeit von Ersatzlieferanten

Redundanzen und Flexibilität von Teams

Redundante Lagerbestände für kritische Materialien

Resourcefulness

Fähigkeit, schnell auf Krisen zu reagieren, Prioritäten zu setzen und notwendige Ressourcen zu mobilisieren

Verfügbarkeit und Einsatzbereitschaft von Krisenteams

Fähigkeit zur schnellen Umstellung von Produktionslinien

Flexibilität in der Ressourcenallokation

Effektivität von internen Kommunikationskanälen in Krisenzeiten

Rapidity

Fähigkeit, schnell auf eine Krise zu reagieren und die Betriebsabläufe schnell wiederherzustellen, um Verluste zu minimieren und den Normalzustand zu erreichen

Schnelligkeit der Entscheidungsfindung in Krisensituationen

Effizienz der Krisenkommunikation mit Mitarbeitern und Kunden

Zeit bis zur Wiederherstellung der vollen operativen Kapazität

Minimierung der Ausfallzeiten durch schnelle Implementierung von Notfallmaßnahmen

Vielen Dank für’s Lesen!

Das war’s für diese Ausgabe von Krisentipps. Ich hoffe, du konntest einige nützliche Anregungen mitnehmen. Bis zur nächsten Ausgabe, pass gut auf dich auf und bleib sicher!

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Quellen

  • Bruneau, Michel, und Andrei Reinhorn. 2018. Overview of the resilience concept. Proceedings of the 8th U.S. National Conference on Earthquake Engineering. San Francisco, California, USA (Paper No. 2040). https://www.eng.buffalo.edu/%7ebruneau/8NCEE-Bruneau%20Reinhorn%20Resilience.pdf

  • Müller, Tobias und Riedel, Sebastian. 2019. Sensibilisierungsmaßnahmen, Alarmstufen und das 4R-Modell: Ausgewählte Methoden zur nachhaltigen Vorbereitung auf den Ernstfall. In: Meißner, Jana und Schach, Annika: Professionelle Krisenkommunikation. Wiesbaden: Springer Nature.